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Tai Chi Chuan

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WWU Münster

Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Fachbereich Sportwissenschaften
Seminar: Kämpfen (A8)
Wintersemester 2003/2004
Dozent: Uli Weigel
Referenten: Christian Hahne, Daniel Hahler

(Dokumentation 29.01.2004 — Referent Tobias Puntke)

yin-yang

Was ist Tai Chi?

Tai Chi Chuan ist eine Bewegungslehre zur Förderung und Steigerung des Körpergefühls, basierend auf dem seit Jahrtausenden im chinesischen Volk verankerten Wissen um die Körperenergien.

Die Philosophie des Tao, dargestellt im I Ging (Buch der Wandlungen) sieht die Energie Chi ("Qi") als Quelle allen Lebens.

Ihren Ausdruck findet sie in den polaren Kräften Yin (das dunkle, eher weibliche Prinzip) und Yang (das helle, eher männliche Prinzip), die in einem stetigen Wechselspiel stehen.

Sie repräsentieren Bewegung und Ruhe, Plus und Minus, hell und dunkel, öffnen und zusammenziehen, strecken und krümmen, stark und schwach.
Alles hat seinen Gegenpart.

Im Tai Chi wirkt die Lebenskraft (chinesisch "Qi "oder "Chi ") sowohl als Kraftquelle für unvergleichbare Vitalität im Alltagsleben, als auch zur Bereitstellung ungeheurer Energiemengen in lebensbedrohenden Notwehrsituationen.

Die Kultivierung des Chi's, seine Vermehrung und Anreicherung in den Energiebahnen, den Meridianen, und seine jederzeit willentliche, bewusste Einsatzlenkung sind Hauptbestandteile des qualifizierten Tai Chi-Unterrichtes.

Die Yin-Erfahrung, wie aus der Tiefe der Entspannung eine neue elementare Kraft hervorsprudelt, und die Yang-Erfahrung, wie diese Kraft dann im Alltag eingebracht werden kann, sind wesentliche Bestandteile der Tai Chi-Übung im Alltag.

Geistige und seelische Arbeit wird ganz eng mit dem Körper verbunden.



4 elementare Begriffe des Tai Chi

  Bewegung (Yang) Innere Haltung (Yin)
Yin Rou
(Rou)

weiblich, weich, fliessend, sanft, ..
Energie wird innerlich geführt (Lava).

Shü
(Shü)
charakterisiert die lockeren entspannten Haltungen (leer).
Yang Gang
(Gang)
männlich, hart, statisch usw.
Energie sammelt sich an einem speziellen Punkt (Vulkan).
Sher
(Sher)
bedeutet fest, hart (voll).



Übung 1

uebung1

Aufrecht stehen. Lockern, Anspannung verlieren, Ausloten, Schultern runter.

- Augen geschlossen, Kopf als höchster Punkt "an Faden aufgehangen"
- "weit nach unten loslassen"
- Augen, Gedanken entspannen, loslassen, "weit werden", Augenlider schwer sinken lassen
- Muskulatur von oben nach unten entspannen

- Kaumuskulatur spannungsreich
- Hals-Schulter-Bereich loslassen
- Arme bis in Fingerbereich, Hinterkopf/Wirbelsäule runter bis in den Steiß entspannen
- Brustbeinbereich öffnen, von oben nach unten loslassen
- Hüftmuskulatur entspannen
- Oberschenkel vorne und hinten, Kniebereiche, Unterschenkel, Sprunggelenke entspannen
- Fußrücken spüren, "Zehen sanft an die Erde, Füße stehen fest", "tief in die Erde wurzeln"

- Übung langsam beenden, Augen öffnen
- Körperspannung differenziert entspannen (Entspannungsfähigkeit [bei uns vernachlässigt], Schwerpunkte z.B. Ausdauer, Kraft)

Achtung: durch Entspannung öffnet sich die Peripherie, der Blutdruck fällt und kann teilweise zum Abbruch der Teilnehmer führen.

Demonstration: Ansetzen eines Armhebels (s. Video 1)
- Bei Spannung ist es einfach, einen Hebel anzubringen.
- Bei Entspannung fällt es dem Gegner schwer, einen Hebel anzubringen.

 

Übung 2

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Konzentration auf Unterbauchmitte, dem Tai Chi Kraftzentrum, in dem alle Bewegungen entspringen.

Schulterbreit stehen, imaginären Medizinball vor dem Körper mit (im Ellbogen) gebeugten Armen halten

BASISVARIANTE: "Energiekugel visualisieren"

- Leicht gebeugte Knie, Arme hängen
- Langsames Anheben, Handflächen zueinander halten (Schultern, Ellbogen entspannt)
- 3-4 Minuten Energiekugel vorstellen

Bemerkung: Gleichgewicht nicht bei allen vorhanden, zeitweises Pendeln

Arme langsam senken (20 Sekunden).

Schwierige Konzentration (Fokussierung) auf einen Punkt.

Standard Sitzung:
    1 Stunde stehen (—> feine (Körper)-wahrnehmung)
    "Subtile Körperwahrnehmung" [Stehkampfkünste]

"Schmerzerfahrung: Schmerz beim statischen Halten nur durch Entspannung erträglich; bei Entgegenwirken des Abbruchs"
Transfer: Alltagssituation, verbale Angriffe; Umgang: Gelassenheit, Ruhe<

 

Übung 3

uebung3

Lernen von Prinzipien (Gebrauch als Konter)

Armbewegung: (s. Videos 2 3)

Prinzip: Körper bewegt sich als komplexe Einheit, keine Einzelelemente (Beispiel: Fingerkreisen)

Mabo(?)- Reiterstellung:
Wirbelsäule aufrecht, Beine leicht gebeugt, nach hinten sitzen
Rechte Hand an der Hüfte (entspannen, Basis finden)
Ziel: Bewegung aus Zentrum, "Chi" Energiefluss (Bioelektrizität, innere Energie)

(Verteidigungsmuster) / (Solobereich + Solobereich —> Komplex)

 

Demonstration (s. Videos 4 5)
demo1 demo2
Explosivität / hohes motorisches Komplexitätsniveau
Fluss, kein Rhythmus
Philosophischer Hintergrund: Hart — Weich —> Einheit (Transfer)

Unter anderem auch Benutzung von Waffen und Geräten, z.B.: 10 kg Stein, Schwerter, 4m Speer

 

Übung 4

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uebung4_3 uebung4_4

5 Minuten Partnerübung / Demonstration:

Ein Partner soll versuchen, den Arm des anderen zu beugen. Dabei soll zuerst durch Anspannung und Kraft entgegengewirkt werden, danach durch "entspannten" Energiefluss.

Durch den Energiefluss wird effektiv eine höhere Beugekraft nötig, als bei starrem Widerstand.



Videos (DivX-Codec)

Video 1:Ansetzen eines Armhebels (starr/entspannt) (1.48mb)
Video 2:fliessende Armbewegung (900kb)
Video 3:fliessende Armbewegung (Einklang mit Körper) (732kb)
Video 4:Demonstration (1.21mb)
Video 5:noch eine Demonstration (1.15mb)



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